Über die Runden kommen

Die Ressourcen der Künstler:innenhäuser sichtbar machen

Gibt es eigentlich eine Untersuchung, wie AiR-Programme und Künstlerhäuser so über die (Jahres-, Ausschreibungs- und Durchführungs-)Runden kommen? Wer was wann und wie ermöglicht; wieviel bezahlte und unbezahlte Arbeit geleistet wird; auf wie sicherem Boden die Einrichtungen stehen und an welche dünnen Fäden das Programm (seit kurzem oder längerem) hängt; wie die wirtschaftlichen Mittel im Verhältnis zum Programm stehen? Sollte das der Fall sein und auch andere nicht davon wissen, sollten wir es teilen, um uns des manigfaltigen und vielköpfigen Einsatzes für den Bestand dieser Einrichtungen im Klaren zu sein, aber auch um es – wo notwendig (& wo ist es nicht notwendig?) –  argumentativ kulturpolitisch einzusetzen.

Vermutlich wäre eine derartige Untersuchung auf quantitativer Basis bei AiR und Künstlerhäuser auch nicht besonders weitführend, da sich diese nur bedingt standardisiert darstellen lassen. Programme, wie die des Künstlerhaus‘ Bethanien, der Akademie Schloss Solitude und der Villa Massimo, die sich mit anderen Institutionen, die in der Bundesrepublik ebenso wie im Ausland wirken, zum Arbeitskreis deutscher internationaler Residenzprogramme zusammengeschlossen haben, lassen sich hinsichtlich ihrer Ausstattung, Netzwerke und Programmschwerpunkte kaum mit Häusern vergleichen wie beispielsweise dem Künstlerhaus Lukas, dem Künstlerhaus Otte 1, den Künstlerhäusern Worpswede und dem Künstlerhaus Schloss Plüschow, die sich mit anderen – auch der Arthur Boskamp-Stiftung – zum Netzwerk der Künstlerhäuser in Norddeutschland (NKN) zusammenschlossen, um das Potential dieser nationalen und internationalen Stipendiaten- und Produktionsstätten in Norddeutschland sichtbar und  besser nutzbar zu machen, oder mit aussergewöhnlichen Programmen wie dem Niki in Hannover oder Pilotenkueche in Leipzig, die – möglicherweise – in anderen, vielleicht auch informellen Netzwerken sich austauschen – um nur mal ein paar Programme hierzulande aufzuführen.

Aufschlussreicher wäre vermutlich eine eher qualitative Untersuchung, die auch Gründe für die eigenen Ressourcen, Operations- und Arbeitsverhältnisse mitaufführt; in denen auch thematische, künstlerische wie kuratorische Setzungen berücksichtigt werden können; oder, inder Entscheidungen bei der Arbeitsteilung berücksichtigt sind; wieweit andere Programmteile oder auch nur Untervermietungen von Arbeits- und Wohnräumen sich auf den Arbeits- und Kapitaleinsatz beim AiR-Programm auswirken.

Ganz unabhängig von möglichen Schwerpunkten, wäre eine Untersuchung zu Ressourcen und Mitteleinsatz für alle direkt oder indirekt Beteiligten eine wichtige Grundlage für ein weiteres Arbeiten.

Möglicherweise gibt es aber auch Vorbehalte, die eigenen Ressourcen, den eigenen Kapital- und Arbeitseinsatz mit anderen zu teilen. Gerade an den Orten, an denen es ums existentielle Überleben oder den Erhalt geht – da unterscheidet sich institutionelles kulturelles Arbeiten eben nicht vom realen Leben – ist wohl auch hier die Darstellung einer Performance wichtiger als eine Vermittlung des realen Zustands. Ich denke, dass beides miteinander verwoben werden müsste, um neues zu ermöglichen und bestehende Strukturen substantiell weiterentwickeln zu können und Ungleichverhältnisse sowie personelle Überlastungen nicht zu reproduzieren.

Also, wer weiß von einer derartigen Untersuchung oder welche Stellen ließen sich dafür begeistern?

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